Sprache

15 v. Chr. erobern die Römer unter anderem das heutige Graubünden. Durch die darauffolgende Romanisierung vermischen sich die hier ansässigen Sprachen mit dem Volkslatein der Römer. Daraus entsteht ein Vulgärlatein rätischer Prägung, das allmählich zum heutigen Rätoromanischen entwickelt.

1464 zerstört ein Brand grosse Teile der Stadt Chur. Der Wiederaufbau erfolgt grösstenteils mit Hilfe deutschsprachigen Handwerkern, die die Stadt in der Folge germanisieren. Seines sprachlich-kulturellen Zentrums beraubt, zersplittert das Rätoromanische in regional unterschiedliche Dialekte, die mit der Verschriftlichung standardisi  ert werden. So besteht das Rätoromanische heute aus fünf standardisierten Idiomen: Surselvisch, Sutselvisch, Surmeirisch, Puter und Vallader.

Graubünden ist als einziger Schweizer Kanton dreisprachig. In der Volkszählung aus dem Jahre 2’000 erklärten 68,3 % der 187’058 Einwohner Graubündens, Deutsch sei ihre bestbeherrschte Sprache, für 14,5 % war es das Romanische und für 10,2 % das Italienische. Wenn man diese Zahlen mit den Zahlen früherer Volkszählungen vergleicht, erkennt man den dramatischen Rückgang des Rätoromanischen. 1880 bezeichneten noch 39.8 % der Einwohner Graubündens Romanisch als ihre Muttersprache, 1980 waren es noch 21.9 %.

Das Rumantsch Grischun

Die alarmierenden Resultate der Volkszählung von 1980 waren der Ausgangspunkt für die Lia Rumantscha, um ein neues Konzept zur Erhaltung und Förderung des Romanischen zu erarbeiten. Ein unabdingbares Bestandteil dieses Konzeptes war die Schaffung einer überregionalen romanischen Standartsprache. Im Auftrag der Lia Rumantscha erarbeitete der Zürcher Romanist Heinrich Schmid die Richtlinien für die Gestaltung einer gesamtbündnerischen Schriftsprache Rumantsch Grischun und präsentierte diese im Jahre 1982. Seit 1996 ist das RG Amtssprache des Bundes für den amtlichen Verkehr mit romanischen Personen und Institutionen. Seit 2001 ist das RG auch die kantonale romanische Amtssprache. In den Schulen und im Alltag hatte RG von Anfang an einen schweren Stand.  Das Rumantsch Grischun konnte den weiteren Rückgang des Rätoromanischen nicht aufhalten.

Cudischet da Breil/Brigels, 2005 / Lia Rumantscha 2004

 

Ein Vergleich

Il matg

Uss ei il matg a strada,
Il mund ei destadaus.
Hei! co igl èr la prada
Sefittan da firaus.
Perquei curri el liber
Cun tibas e canzuns,
Il matg ei uss a strada
E fa sentir ses duns.

Il legher paster meina
Il muvel sil muntatsch.
Lodola e luscheina
Cantinan el spinatsch.
Er ti , miu cor, stai legher,
Tut mal ei emblidau.
Sulegl da primavera
Tut glatsch ha luentau.

Giacun Hasper Muoth
(Übersetzung)

Nun ist der Lenz  gekommen

Nun ist der Lenz gekommen,
Die Welt ist neu erwacht.
Hei! wie es allereorten
Nun jubelt, blüht und lacht.
D’rum frisch hinaus ins Freie
Mit Flöten und Schalmei’n,
Der Lenz ist angekommen,
Er muss genossen sein.

Der frohe Hirte treibet
Die Herde frisch zu Tal;
Die Lerchen und Nachtigallen
Sind fröhlich allzumal.
Auch du, mein Herz, sei heiter,
Dahin ist all‘ dein Weh!
Die Frühlingssonne tauet
Den Schmerz wie Eis und Schnee.

Korsten-Runge
(Original)

 

 

Für mehr Informationen:
Lia Rumantscha